Eselssieper Bach

Südlich des Geländes der Diakonie Bleibergquelle befindet sich zwischen Wiesen und Wäldern der Eselssieper Bach. Entlang des Bachlaufes schlängelt sich ein Weg, der bei schönem Wetter zu Spaziergängen in das malerische Bachtal einlädt.

Im November 2021 haben sich Studierende des Berufskolles Bleibergquelle im Rahmen von zwei Workshops näher mit dem Eselssieper Bach beschäftigt. Die erste Gruppe hat die Schönheiten des Baches und seiner Umgebung mit der Kamera fotographisch eingefangen. Die zweite Gruppe hat sich mit der Gewässerökologie beschäftigt und die Gewässerstruktur nach den Bewertungskriterien der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser bewertet. Die Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die ökologische Qualität eines Gewässers. Für die ökologische Funktionsfähigkeit eines Gewässers sind natürliche Strukturen, wie Laufkrümmung, Strömungsdiversität oder Sohlenstruktur und die dadurch entstehenden dynamischen Prozesse sehr wichtig. Ein strukturreicher Bachlauf bietet für zahlreiche unterschiedliche Arten geeignete Habitate, so dass eine hohe Biodiversität und ein wertvolles Ökosystem entstehen. Letztlich bildet eine natürliche Gewässerstruktur auch einen wirksamen Schutz vor Hochwasser und Überschwemmungen. Werden Bäche durch Uferbefestigungen in ein starres Bett gezwängt kann dies zu Überschwemmungen mit erheblichen Schäden führen, wie man im Sommer 2021 in Velbert-Langenberg eindrucksvoll beobachten konnte.

Die Auswertung der Gewässerstrukturgütekartierung des Eselssieper Baches hat für den untersuchten Bachabschnitt auf einer Skala von 1 bis 7 einen Wert von 2,3 ergeben, was bedeutet, dass die Gewässerstruktur nur gering verändert und nahe am natürlichen Leitbild ist. Als größte Beeinträchtigung wurde das Gewässerumfeld gesehen, da die landwirtschaftlich genutzten Wiesen teilweise bis an das Gewässer heranreichen und so eine natürliche Entwicklung der Gewässerrandstreifen und der Ufervegetation beeinträchtigen.

Schaum

Bei Schaum auf der Gewässeroberfläche denkt man schnell an eine illegale Gewässerverschmutzung. Häufig hat Schaum aber eine natürliche Ursache. Durch den Abbau organischer Stoffe, z.B. verrottender Pflanzenteile im Wasser können schaumbildende Stoffe entstehen. Bei Regen können vermehrt organische Stoffe, wie Laub in Bäche geschwemmt werden, wodurch es besonders im Herbst und Winter vermehrt zu natürlicher Schaumbildung kommen kann. Die Unterscheidung, ob Schaumbildung eine natürliche Ursache hat oder ob es sich um eine Gewässerverschmutzung handelt ist nicht einfach. Einen Hinweis gibt der Geruch. Natürlicher Schaum riecht erdig oder fischig. Riecht der Schaum dagegen nach Waschmittel oder Parfüm handelt es sich um „künstlichen“ Schaum. Riecht der Schaum nach Fäkalien kann es sich um den Eintrag von Jauche / Dünger aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen handeln. In den beiden letzten Fällen handelt es sich um eine illegale Gewässerverschmutzung und sollte der Polizei gemeldet werden. Der im Eselssieper Bach entdeckte Schaum ist mit großer Wahrscheinlichkeit auf natürliche Zersetzungsprozesse der in den Bach gefallenen Blätter zurückzuführen.

Still- und Schnellwasser / Sohlschwellen

Bereits an der Wasseroberfläche ist zu erkennen, dass das Wasser unterschiedlich schnell strömt. Die Fließgeschwindigkeit hat auch Auswirkungen auf das Bodensubstrat. Dies fördert wiederum die Biodiversität, da manche Tierarten auf festem Untergrund, z.B. auf Steinen oder Felsen an schnell durchströmten Bereichen leben, andere Tiere leben im Schlamm, der sich an langsam durchströmten Stellen sammelt. Je größer die hydraulisch wirksame Gliederung des Gewässerbettes ist, desto besser ist auch die Verzögerung und Energieumwandlung bei Hochwasser.

Prall und Gleitufer

Die natürliche Krümmungserosion gehört bei vielen Fließgewässern zu den wichtigsten ökologischen Grundfunktionen. Sie stellt das natürliche Profil des Baches wieder her und wirkt der Tiefenerosion, also der Vertiefung des Gewässers entgegen, von der viele Bäche in unserer Kulturlandschaft betroffen sind. Natürlicherweise bilden die meisten Fließgewässer Mäander, die zu einem schlängelnden Verlauf führen. Diese Flussschlingen (Mäander) bilden auf der einen Seite ein steiles Ufer, den Prallhang und gegenüber ein flaches Ufer, den Gleithang. Mit dem Wechsel von steilen und flachen Ufern ist auch ein Wechsel von schnell strömenden und langsam strömenden Bereichen verbunden. Durch die Erosion am Prallhang können auch Bäume untergraben werden. Kolke entstehen, in denen sich Tiere, z.B. Fische verstecken können. Wenn Bäume umstürzen und in das Gewässer fallen führt dies zu einer weiteren Dynamik durch Aufstauungen und der Bildung von Stillwasserbereichen. Dabei entstehen neue wichtige Refugien für Tiere und Pflanzen.

Künstliche Uferbefestigung

Am nördlichen Ufer ist streckenweise eine mehr oder weniger stark zerfallene Uferbefestigung aus großen Steinen zu erkennen. Uferverbau erfolgt in der Regel, wenn zu befürchten ist, dass das Gewässer das Ufer ohne künstlichen Verbau verlegen würde. In diesem Fall könnte der Bach Teile der nördlich angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Wiesen abgraben. Durch den Verbau wird daher dem Gewässer die Möglichkeit genommen auf natürliche Weise zu mäandrieren. Das Gewässer wird an dem vorgegebenen Lauf „gefesselt“. Die Bildung natürlicher Biotope wird so verhindert und durch minderwertige künstliche Ersatzbiotope ersetzt.

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